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Schloss Trieblitz & Ulrike von Levetzow

Teil 2 - Quelle: extratouch.magazin – ŠKODA Kundenmagazin Extratour, Nr. 1/2016

Schloss Trieblitz: Von Casanova bis Goethe

Eine historische Reise durch das nordböhmische Städtchen Třebívlice mit Abstecher in die Königsstadt Litoměřice

Das ewig Weibliche zieht uns hinan: Mit der wohl berühmtesten Bewohnerin des tschechischen Städtchens Třebívlice musste der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe einst eine schmerzliche (Liebes-)Erfahrung machen. Doch nicht nur deshalb ist der nordböhmische Ort eine eine Reise wert.

Hier lebte Ulrike von Levetzow (1804-1899), Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) letzte Liebe, der Schriftsteller Karl May (1842-1912) erfreute sich in dieser Gegend einer Phase kreativen Schaffens – und der Frauenheld Giacomo Casanova (1725-1798) verlebte seine letzten Jahre in einem der einst prächtigsten Schlösser dieser Region. Die Rede ist von Nordböhmen, einem Landstrich voller Geschichte und Geschichten, der mancherorts noch fast unberührt wirkt. Der erste Abschnitt der vierteiligen Serie über Tschechiens Norden führt uns auf den Spuren von Goethes Muse nach Třebívlice (Deutsch: Trieblitz) im Südwesten des Böhmischen Mittelgebirges sowie ins etwa 25 Kilometer entfernte Elbestädtchen Litoměřice (Deutsch: Leitmeritz).

Třebívlice ist auf den ersten Blick eine typisch-ländliche, böhmische Gemeinde. Es gibt einen Krämer, eine Kneipe, eine Post, ein Kirchlein, dessen Glocke artig zur vollen Stunde schlägt – und einen einst adligen Landsitz, der zur Schule umfunktioniert wurde. Hier und dort bellt ein Hund, ansonsten ist es ruhig. Man würde angesichts dessen also wohl kaum vermuten, welch Liebesdrama sich hier im 19. Jahrhundert abspielte: Ging es doch um nichts weniger als die letzte große – und unerfüllte – Liebe Johann Wolfgang von Goethes.

In der „Marienbader Elegie“, seinem wohl schönsten Liebesgedicht, beweint der Poet hingebungsvoll den Verlust seiner jungen Geliebten. Doch warum Ulrike von Levetzow den Heiratsantrag des Dichterfürsten damals ausschlug, hat sie nie verraten. So ruht ihr Geheimnis bis heute in ihrem Grab auf dem Friedhof von Třebívlice.

Die Bevölkerung konnte diese Entscheidung jedenfalls nicht daran hindern, ihre berühmte Tochter bis heute zu feiern – unter anderem in Gestalt eines Museums sowie ihrem Konterfei auf dem ortseigenen Bier „Baronka“ (Baronin).

Im Grunde genommen waren die Avancen Goethes von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Immerhin war der Dichter satte 55 Jahre älter als das junge Mädchen. Der damals 72-Jährige hatte sich bereits 1821 im westböhmischen Kurort Marienbad in die 17-Jährige verliebt, als diese mit ihrer Mutter Amalie von Levetzow (1788-1868) und ihren beiden Schwestern zur Sommerfrische im Kurbad weilte.

Immer größer wurden die Gefühle, die er für die junge Leipzigerin empfand. Über seinen Freund, den Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757-1828), hielt er schließlich 1823 bei Ulrikes Mutter um die Hand seines geliebten Mädchens an. Allerdings wurde der Antrag höflich, aber bestimmt abgelehnt. Seine Trauer darüber verarbeitete er in der bereits erwähnten „Marienbader Elegie“.
„Keine Liebe war es nicht“, hat Ulrike Jahrzehnte später einmal geäußert. Doch mag man ihr das glauben? Immerhin hat sie nie geheiratet. Nach der Absage an den alternden Dichter war die Baronin 1824 nach Třebívlice gekommen und zog auf das Schloss ihres Stiefvaters Franz von Klebelsberg (1778-1857), welches sie später erbte. 75 Jahre lebte sie dort, bis zu ihrem Tode im Jahr 1899.

Für die Bewohner der 800-Seelen-Gemeinde ist sie bis heute lebendig. „Unsere Ulrike finden sie im Gartenhäuschen, hinten im Schlosspark“, sagt ein älterer Herr. Gemeint ist das kleine Museum, das hier 1999 eingerichtet wurde, denn im Schloss, welches sie einst bewohnte, ist die Grundschule des Ortes untergebracht.

Fundgrube Gartenhäuschen

Die drei kleinen Räume im Gartenhäuschen sind eine Fundgrube der Erinnerungen an Ulrike von Levetzow: Bilder, Notizen, Stickereien, Fotos ihres Lieblingshundes „Trim“, sogar dessen Grabstein, Sofakissen, Wäsche und andere kleine Andenken an die wohltätige Frau, die nie Tschechisch lernte, aber sich um die Armen der Gegend kümmerte und bei den Einheimischen bis heute sehr beliebt ist, stapeln sich in den Vitrinen.

Sogar der besonders kostbare Brief mit ihrem letzten Willen ist zu sehen. Darin verfügte sie, dass ihre Korrespondenz mit Goethe nach ihrem Tode vernichtet und in einer Urne mit in ihr Grab gelegt werden sollte. „Genau wie sie es wünschte, ist es geschehen“, sagt Venuše Pazderová, die das Museum seit der Eröffnung leitet und sich die Levetzow-Forschung zum Hobby gemacht hat.

Auf Levetzows Grab auf dem nahen Friedhof an der Kirche liegen immer Blumen. „Die bringen nicht nur ihre Fans aus Deutschland, auch Einheimische verehren sie“, so Venuše Pazderová. „So hält sie unsere 800-Seelen-Gemeinde immer lebendig.“

Nach Ulrikes Tod hatte ihr Neffe Adalbert Baron Rauch den Besitz geerbt. Er veräußerte das Schloss 1901 an die Stadt Most/Brüx. Aus diesem Grund befindet sich bis heute ein Teil des Nachlasses von Ulrike von Levetzow im Regionalmuseum Most.

Möchten Sie die gesamte Information speichern und ausdrucken? Laden Sie hier die fünfseitige Broschüre über Ulrike von Levetzow herunter. Fertig formatiert zum Ausdrucken auf A4.

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